Lokale Konfliktbearbeitung
Beziehungsstrukturen aufbauen, Kompetenzen vermitteln und Vertrauen schaffen.
Ausgangslage
In den letzten Jahren hat Demos, das Brandenburgische Institut für Gemeinwesenberatung, zunehmend zur Lösung von Konflikten im öffentlichen oder halböffentlichen Raum beigetragen.
Besonders zwischen Menschen verschiedener Herkunft, zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, neu Zugezogenen oder länger Wohnhaften können aus verschiedenen Gründen Konflikte entstehen, die ein friedliches und sicheres Zusammenleben beeinträchtigen oder gefährden können.
Gewaltkriminalität, Alltagskriminalität sowie die Medienberichterstattung darüber beeinflussen das Sicherheitsgefühl der Bürger*innen enorm. Opfer einer Straftat zu werden gehört zu ihren größten Ängsten. Folglich hat die Bevölkerung das große Bedürfnis, dass es zu keinen dieser Konflikte kommt. Ihre damit verbundenen Erwartungen an die öffentliche Verwaltung sind hoch.
Oft melden Bürger*innen entsprechende Probleme bei der Verwaltung oder beschweren sich dort – und erwarten, dass die Verwaltung die Problem löst. Gleichzeitig wollen die Zuständigen und Verantwortlichen in den Kommunen für die bestmöglichen Lebensbedingungen aller sorgen und das friedliche Zusammenleben sichern. Die Verwaltungen, ob in Kommune oder Landkreis, müssen häufig mit weiteren Akteur*innen– anderen Behörden, Einrichtungen, Sozialträgern, Vereinen, den betroffenen Bürger*innen und etc. – zusammenarbeiten, um die Probleme lösen zu können.
Durch solch ein vernetztes und damit effektives Handeln kann die kommunale Verwaltung und Politik ihre Handlungsfähigkeit beweisen, die Konflikte lösen und so zur allgemeinen Zufriedenheit der Bürger*innen beitragen.
Ziele
Deshalb plant demos mit dem Projekt der lokalen Konfliktbearbeitung ab Juni 2020 lokale Beziehungsstrukturen aufzubauen und sie beim Lösen von Konflikten zu begleiten. Diese Beziehungsstrukturen haben drei große Vorteile:
- Es herrscht ein großes Vertrauen zwischen den Akteur*innen.
- Die Akteur*innen kennen die unterschiedlichen Rollen, deren spezifischen Handlungslogiken und mögliche rechtliche Verpflichtungen bzw. Aufträge.
- Zwischen den Akteur*innen werden Informationen schnell und direkt ausgetauscht: Die Drähte sind kurz.
Dank der lokalen Beziehungsstrukturen können die Akteur*innen präventiv die allgemeine Situation verbessern und bei Bedarf ad hoc Netzwerke bilden, um Konflikte schnell lösen zu können.
Dazu finden sie sich im Rahmen einer sogenannten Entwicklungswerkstatt zusammen, die dreistufig verläuft:
- Gemeinsame und ganzheitliche Situationsbeschreibung
- Ermittlung der konkreten Bedarfe
- Entwicklung von aufeinander abgestimmter Maßnahmen
Umsetzung
1) Modellorte identifizieren
In Modellorten soll gezeigt werden, wie die Beziehungsstrukturen zur lokalen Konfliktbearbeitung funktionieren können. Um sie erfolgreich bilden zu können, müssen unbedingt die Akteur*innen vor Ort beteiligt werden. Wichtige Voraussetzungen dafür: Es müssen Akteur*innen überzeugt werden, die sich für das Vorhaben interessieren und teilnehmen wollen. Außerdem müssen die die Bedürfnisse der Zuständigen bzw. Verantwortlichen (Bürgermeister oder Landrat) berücksichtigt werden.
Unsere mobilen Beratungsteams mit ihren regionalen Kenntnissen werden sich beratend und unterstützend einbringen und Türen zu den richtigen Akteur*innen vor Ort öffnen. Die Größe des Sozialraums ist bei der Wahl der Orte ein wichtiger Faktor. Dieser sollte überschaubar sein.
Auch ist davon auszugehen, dass sich ein hoher Leidensdruck bei den Akteur*innen motivierend auf ihre Mitwirkung auswirkt. Vor diesem Hintergrund sind voraussichtlich Kleinstädte erfolgversprechendene Modellorte. Kreisfreie Städte wären zu groß, dort müsste man stadtteilorientiert arbeiten. Kleine Städte und Dörfer dürften nicht über die relevanten Akteur*innen sowie den nötigen Leidensdruck verfügen.
2) Fortbildung
Hauptziel der Fortbildung ist der Aufbau von Vertrauen sowie ein ausgeprägtes Rollenverständnis untereinander. Darüber hinaus werden wir bestimmte Kompetenzen vermitteln: Kommunikation, Konfliktmanagement, interkulturelle Kompetenz etc.. Ein weiterer Aspekt sind Verabredungen zur konkreten Ausgestaltung der zukünftigen Zusammenarbeit. Das Fortbildungs-Design entwickeln wir partizipativ mit den teilnehmenden Akteur*innen.
3) Kontinuierliche Begleitung
Die Begleitung der fortgebildeten Akteur*innen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Einerseits geht es darum, die Menschen vor Ort zu unterstützen (v. a. in konkreten Fällen mittels Entwicklungswerkstätten, aber auch allgemein mit Beratung, Coaching, Moderation oder durch die Vermittlung von spezifischem Methodenwissen). Andererseits muss die Motivation, zur Thematik zu arbeiten, hoch gehalten werden. Wie wir die Akteur*innen begleiten, arbeiten wir gemeinsam mit ihnen aus.